// Es ist nicht unbedingt ein Geheimnis, dass die Vorzeichen für das Serengeti Festival 2014 nicht unbedingt die besten waren. Der ursprünglich geplante Termin wurde im Januar 2014 noch in den August verschoben, was natürlich für allen „schnellen Tiger“, die Ihr Ticket bereits letztes Jahr nach dem Festival kauften ein kleiner Schlag ins Gesicht war. Nun denn: Ich fand’s gut, denn so lief das Festival wenigstens nicht parallel zum WM-Finale, denn diese Konstellation wäre wohl auch schwierig geworden, bei dem Ausgang der WM..! Als der neue Termin (den es laut Veranstalter aufgrund der verbesserten Booking-Situation geben musste) schließlich stand, trudelten auch die ersten Band-Bestätigungen ein. Anders als im letzten Jahr, ließen diese die Vorfreude aber ehrlich gesagt nur in Maßen steigen. Wirklich gefreut habe ich persönlich mich jedenfalls nur über Casper und Flogging Molly. Dass das natürlich immer etwas individuell ist, ist sicher auch klar, aber schade ist schon, dass in diesem Jahr einfach viel weniger Bands dabei waren als 2013 und die eigentlich sehr gute Warm-Up Show am Donnerstag dieses Mal gar nicht stattfand. Aber plötzlich war es auch schon August und dann verabschiedete sich auch noch der Sommer wieder, der vorher dann doch mal über einen etwas längeren Zeitraum vorbeigeschaut hatte. Vorausgesagt waren Regen, Gewitter und Stürmböen. Na herrlich … Zu allem Überfluss machte auch noch der Autoscooter schlapp, weshalb diese Attraktion (hier sollten immerhin auch noch ein paar DJ-Teams auflegen) dann leider komplett ausfallen musste. Ihr seht: Die Vorzeichen waren wahrlich nicht die besten. Aber wie wir Deutschen gerade bei der WM mal wieder vorzüglich bewiesen haben, sind wir immer dann besonders groß. wenn es um’s Meckern und Jammern geht. Und auch wenn das als Ostwestfale manchmal etwas schwer fällt, galt es natürlich, dass für dieses Wochenende abzustellen, sich treiben zu lassen um das genießen zu können, was folgte. Der Freitag begann allerdings mit einem kleinen organisatorischen Desaster. So gab es eine Kasse für Tageskarten, Presse und VIPs und zwei Schlangen für die Bändchen-Ausgabe an denen lediglich 4 Leute arbeiteten. Dementsprechend langsam ging es voran. Hinzu kam noch, dass man teilweise erzählt bekam, mit Tageskarten bräuchte man kein Bändchen und könnte so durchgehen (was ja auch absolut sinnvoll gewesen wäre, aber leider falsch war) und dass man sich mit Fotopass in die normale Schlange am Einlass einreihen sollte, obwohl man gar nicht kontrolliert wurde. Muss man alles nicht verstehen und kennt man sonst in Ostwestfalen eigentlich nur so von unserer Arminia… Unter dem Strich waren wir an diesem Freitag eine Stunde lang damit beschäftigt alles zu regeln, bis wir schließlich auf das Gelände kamen. Das kann es natürlich nicht sein und so etwas habe ich weder hier noch sonst irgendwo bislang so erlebt. Bändchen nur für Wochenend-Besucher, mehr Personal an der Ausgabe und den Kassen und eine klare Struktur und Beschilderung hätten hier auf einfache Weise dazu beitragen können, dass der rundweg vorhandene Unmut der Besucher gar nicht erst auftritt. Ebenso unverständlich ist es für mich, Papierbändchen herauszugeben und die begehrten Stoffbändchen dann für lediglich 1 Euro direkt hinter dem Einlass zu verkaufen, wo dann bereits die nächste Schlange den Durchgang verstopft. Da frage ich mich ganz ehrlich gesagt einfach was so etwas soll. Mit dem einen Euro für das Stoffbändchen dürfte wohl niemand etwas verdienen und der organisatorische Aufwand dahinter ist sicher auch nicht zu vernachlässigen. Also warum nicht einfach jedem Festival-Besucher, der immerhin bis zu 89 Euro für ein Wochenendticket zahlt, ein Stoffbändchen vorab zuschicken? Wahrscheinlich hätte wohl auch niemand etwas dagegen, wenn es dann noch mal ein paar Euro teurer würde.
Um auf meine eigenen Worte zu hören und den Zeigefinger zu erheben, soll es nun aber auch gut sein mit der Kritik. Widmen wir uns dem Wesentlichen und stellen das Positive heraus: Überaus positiv finde ich, dass der Gelände-Aufbau des Veranstaltungsgeländes exakt identisch zu Vorjahr geblieben ist. Diesen habe ich schließlich schon im letzten Jahr lobend erwähnt. Und so bin ich auch 2014 der Meinung, dass dieser viel zur entspannten Atmosphäre des Festivals beiträgt. Das habe ich auf anderen Festivals auch schon ganz anders erlebt. Da war dann zwischen den Bands eher Chaos angesagt. Aber hier passt es einfach und man kann jederzeit völlig problemlos von Hauptbühne zum Klo und weiter zum Zelt laufen ohne Wartezeiten einplanen zu müssen. Außerdem ist alles weitläufig genug, dass man sich einfach mal mit seinem Döner und seinem Bier irgendwo niederlassen und der Musik lauschen kann, während man trotzdem noch Sicht auf die Bühne hat. So soll es sein! Noch besser läuft hier lediglich die zeitliche Abstimmung der Running Order. Auf die Zeiten des Timetables kann man sich hier nämlich absolut verlassen und das ist ja auch nicht immer selbstverständlich. Nicht unerwähnt bleiben soll weiterhin, dass Vieles am Samstag besser lief. Mit Fotopass musste man sich nicht mehr in die normale Schlange stellen und auch ansonsten wirkte einiges wesentlich reibungsloser. Davor ziehe ich gern meinen Hut, wenn man die Probleme selbst erkennt und umgehend Abhilfe schafft! Respekt!
Die erste Band, die ich am Freitag mitbekam, waren Taking Back Sunday (zu den Fotos!). Aufgrund der organisatorischen Hindernisse am Eingang reichte es aber nur für ein paar Fotos bei einem Song, so dass ich nicht viel von der Musik selbst mitbekam. Ein kleines Überraschungshighlight waren dann East Cameron Folkore (zu den Fotos!) die einen interessanten Mix verschiedener Genres auf die Bühne zauberten und dabei ihre Instrumente gekonnt einsetzten. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man von denen auch zukünftig noch etwas in Deutschland hören wird. Es folgte nun mein erstes persönliches Highlight mit Flogging Molly (zu den Fotos!): Auch wenn ich die Band schon lange kenne und schätze, war es mir bislang nicht vergönnt einen Live-Auftritt von ihnen zu begutachten. Umso schöner, dass sich das heute ändern sollte. Während ich mir die vergleichbaren Dropkick Murphys mittlerweile absolut kaputt gehört habe, haben mir Flogging Molly heute richtig Spaß bereitet, der lediglich durch den einsetzenden Regen und einigen eimervollen und sich respektlos benehmenden Jungbesuchern ein wenig erschüttert wurde. Als für Casper die Bühne trocken gewischt wurde (zu den Fotos!) waren die Vollidioten verschwunden (wahrscheinlich bereits ins Koma gefallen) und es brannte großer Jubel auf. Der Bühnenwischer wurde gefeiert und mit „Zugabe, Zugabe“-Rufen sogar zu einem zweiten Auftritt bewegt. Casper (zu den Fotos!) legte bei seinem Heimspiel los wie die Feuerwehr und begeisterte das Publikum bereits mit dem ersten Song. Da ich ihn selbst einmal beim „Fest van Cleef“ im Bielefelder Ringlokschuppen erlebt hatte und ziemlich enttäuscht war, überraschte er mich an diesem Abend absolut positiv. Von dem einstigen Gekrächze (sorry, aber so habe ich es damals empfunden) war nichts mehr zu hören. Stattdessen gab es eine Show vom Allerfeinsten mit tollem Bühnenbild, Feuerwerk und einer gut absgestimmten Setlist, die wohl bei keinem Fan Wünsche offen ließ. Casper gelang es gar seine alten Songs mit den poppigeren Werken der letzten zwei Alben zu vermischen, ohne dass es einen Bruch gab. Ein wahrhaft toller erster Festivaltag, der mit einem grandiosen Konzert zum Abschluss alle Widrigkeiten vergessen ließ.
Am Samstag sollten dann also Biffy Clyro als „Festival-Headliner“ nach Ostwestfalen kommen, welche auch bereits das legendäre Wembley Stadion gefüllt haben. Auch wenn ich mir zwei Alben der Band bereits ein paar Mal angehört und für „ganz nett“ befunden habe, kamen sie bei mir nie über den Status der beiläufigen Radiomusik hinaus. Das widerlegten sie heute dann aber so eindrucksvoll, dass ich seit Samstagabend die CD nicht mehr aus dem Player bekomme, dazu aber später mehr und erst einmal der Reihe nach..: Meinen persönlichen Samstag eröffnetem SDP (zu den Fotos!), von denen ich die letzten Lieder noch aus der Ferne bewundern konnte. In den Fotograben ging es zum ersten Mal an diesem Tag dann zu denm Mighty Oaks (zu den Fotos!). Etwas schade, dass diese geniale Band keinen größeren Auftritt auf der Hauptbühne bekam und sich stattdessem im kleinen und irgendwie düsteren Zelt bemühen musste, mit ihren Live-Qualitäten die Leute mitzureissen. Dass dieses vorzüglich gelang ist wohl keine Überraschung, aber nicht nur aufgrund ihrer Radio-Hits wäre ihnen sicher mehr vergönnt gewesen. Einen fulminanten Auftritt legten dann die Guano Apes (zu den Fotos!) auf’s Parkett bzw. auf die Hauptbühne. Auch gefühlte 15 Jahre nach ihrer großen Zeit, versteht es die Band um Frontfrau Sandra Nasic absolut ihr Publikum zu begeistern. Es ist schon schwierig bei einem Guano Apes-Auftritt nicht mitgerissen zu werden und so herrschte eine sehr gute und ausgelassene Stimmung vor der Bühne. Zwischen Turbostaat (zu den Fotos!) und Egotronic (zu den Fotos!) im Zelt, sollten die Alt-Punker von NOFX (zu den Fotos!) die Bühne rocken. Diese demonstrierten zwar eine Ironisch gemeinte Bocklosigkeit, konnten aber zumindest mich durch ihr abwechlsungsreiches Set (mit vielen Reggea-Elementen) und den lustigsten Ansagen des Wochenendes begeistern. Wie bereits eingangs vorweggenommen, übertrafen Biffy Clyro (zu den Fotos!) dann alle meine persönlichen Erwartungen und rissen mich bereits bei dem genialen Opener „Different People“ absolut mit. Schön zu sehen, wenn eine Band, die so groß gehyped wird, ihre Musik scheinbar wirklich lebt. So werde ich jedenfalls zukünftig nicht mehr gelangweilt in die Gegend starren, wenn sie mal wieder im Radio laufen, sondern mich an diesen genialen Aufritt erinnern. Wer weiß, vielleicht war es ja auch nicht der letzte, den ich von ihnen sehen werde..!?
Während der Sonntag in den vergangenen Jahren mit Deichkind und Seeed die Highlights des Wochenendes brachte, war es für den Hauptact Jan Delay & Disco No.1 heute eher ein Schattendasein. Der am Samstag ausgebliebene Regen kam zurück und irgendwie war heute alles ein wenig trist und grau. Es gab Sturmböen, viele Besucher waren bereits abgereist und die Stimmung sah eher nach „Durchhalten“ aus, als nach großem Spaß. Unter dem Strich also ein riesiger Kontrast zu den sonnigen und warmen Sonntagen der letzten beiden Jahre. Schade, aber dafür konnte natürlich niemand etwas. Ein wenig unglücklich wirkte dann aber das Programm: So befeuerten die Editors (zu den Fotos!) die eh schon depressive Stimmung einiger Besucher noch ein wenig mit ihrem doch etwas melancholischem Sound, der wirklich nicht unbedingt zum mitgehen einlädt, wenn man sich deren Konzert aus der Ferne anschaut. Bei näherer Betrachtung, die ich mir dann gern im Verlauf des Konzertes gönnte, wirkte das – nah an der Bühne – aber schon ganz anders. Ich behaupte jedenfalls bei den Editors die besten Fotos des Wochenendes geschossen zu haben. Dass das natürlich auch an der guten Show, des passenden Lichtes und der Austrahlung des Frontmanns lag, liegt auf der Hand. Denn es war an diesem Wochenende auch selten so einfach gute Fotos zu schießen, da einen die Motive dafür fast ansprangen! Allerdings bleibt wohl die Zusammenstellung Editors und Jan Delay etwas unglücklich, da diese Künstler bei den Fans nicht unbedingt zu vereinen sind und die eine Seite jeweils die andere ignorierte. Bevor das Festival aber seinen musikalischen Abschluss fand, durfte die Augustines (zu den Fotos!) noch einen genialen Auftritt im Zelt hinlegen und mich ein bisschen aus den Socken hauen. Denn für mich waren sie die beste Band des Sonntags! Einfach eine Band mit Live-Qualitäten, die dem Publikum von Anfang an zeigt wo der Hammer hängt. So macht es Spaß! Dann setzte der Regen wieder ein und Jan Delay & Disco No.1 (zu den Fotos!) betraten die Bühne, die laut eigener Aussage einige ihrer Hits absichtlich an den Anfang stellten, um die schlechte Stimmung zu vertreiben und die Leute mitzureissen. Das ist ihnen sicher zum Teil gelungen, aber gerade der sehr unangenehme Sprühregen tat doch seinen Teil dazu bei, dass der Sonntag am Ende etwas fad daher kam und der wohl schlecht besuchteste Tag des ganzen Wochenendes war. Während es in den vergangenen Jahren vor allem Sonntags sehr voll und eng im vorderen Bereich wurde, war es heute kein Problem hier einen guten Platz zu finden und einfach durchzulaufen.
Alles in allem hat das Serengeti Festival 2014 auch in diesem Jahr – trotz einiger Einschränkungen, die zum großen Teil wetterabhängig waren – wieder eine Menge Spaß gemacht. Ich bedanke mich an dieser Stelle gern noch einmal bei der Vibra Agency für das Vertrauen und die Akkreditierung und freue mich schon jetzt auf das große Jubiläum im folgenden Jahr. Ich bin mir sicher, dass es der Wettergott dann wieder besser meint mit der Senne und auch die organisatorischen Probleme in dieser Form nicht noch einmal so auftreten. Ein grandisoes Line-Up zum Jubiläum sollte sich darüber hinaus ja wohl von selbst verstehen, oder..!? 😉
Hier noch einmal alle Fotos in der Übersicht:
Fotogalerie Freitag!
Fotogalerie Samstag!
Fotogalerie Sonntag!
.SERENGETI FESTIVAL 2014 April 17th, 2015admin